Wie wir ein digitales Eingabesystem zur Erstellung und Einreichung einer Klage im Bereich der Fluggastrechte entwickeln

Nach dem Launch des Vorab-Checks für Fluggastrechte arbeitet das Projektteam an der Entwicklung digitaler Eingabesysteme zur Erstellung und Einreichung einer Klage bei den pilotierenden Gerichten. Das Eingabesystem unterstützt Bürger:innen bei der gerichtlichen Geltendmachung von Fluggastrechten, indem es mit nutzerfreundlich und barrierefrei gestalteten Abfragedialogen die für zulässige und schlüssige Klagen relevanten Informationen ermittelt und daraus versandreife Klageschriften erstellt. 

In der aktuellen Entwicklungsstufe des Produkts wird am Ende des Abfragedialogs die Klageschrift als PDF-Dokument zur Verfügung gestellt. Bürger:innen können die Klage über das Bürgerkonto „Mein Justizpostfach – MJP“ digital bei Gericht einreichen.

Praxisnahes Feedback aus der Expert:innen-Gruppe

Bei der Entwicklung arbeiten wir eng mit vier Richter:innen unserer Expert:innen-Gruppe für Fluggastrechte zusammen. Seit Juli 2024 treffen wir uns ungefähr alle zwei Wochen, um die wichtigsten Fragen zu diskutieren, denen wir in der Produktentwicklung begegnen. Dazu gehören Abstimmungen zur Formulierung einzelner Fragen im digitalen Abfrage­dialog oder Feedback etwa zur Häufigkeit bestimmter Flug­konstellationen oder zum praxisgerechten Umgang mit Mehr-Personen-Verhältnissen. Gemeinsam mit den Expert:innen arbeiten wir mit einem digitalen Whiteboard, auf dem auch außerhalb der Gruppentreffen Anmerkungen hinterlassen werden können. Dank der engagierten Expert:innen aus den Pilotgerichten erhalten wir so sehr praxisbezogenes Feedback zum Produkt. 

Entwicklung der Klageschrift

Eine besondere Herausforderung stellt die Entwicklung der Klageschrift dar, die Bürger:innen am Ende des Abfragedialogs herunterladen können. Unsere Klageschrift ist ein auf Code basierendes PDF-Dokument, das alle Informationen aus dem Abfragedialog für die drei Fälle Verspätung, Nicht-Beförderung und Annullierung beinhaltet. Hier sind zahlreiche justizfachliche Fragestellungen zu klären, die für eine Zulässigkeit und Schlüssigkeit der Klage relevant sind. Das barrierefreie Dokument enthält neben der klassischen Textform auch eine Tabelle, die die wichtigsten Daten zum Flug übersichtlich darstellt. Die abgefragten Informationen, die in der Klageschrift enthalten sind, werden zusätzlich bereits als XML-Datensatz mitgedacht, welcher perspektivisch ergänzend an die Gerichte übermittelt werden soll.

Nach mehreren Iterationen der Klageschrift mit der Expert:innen-Gruppe haben wir den Entwicklungsstand für ein Review-Verfahren an alle pilotierenden Amtsgerichte gesendet. So haben wir weiteres Feedback erhalten, das wir in Abstimmung mit der Expert:innen-Gruppe in das Dokument eingearbeitet haben. 

Regelmäßige Usability-Tests mit Bürger:innen

Begleitend zur Entwicklung haben wir monatlich einen Usability-Test mit Bürger:innen durchgeführt. Dabei wollten wir insbesondere Bedürfnisse und Hürden von Nutzenden identifizieren, die Verständlichkeit der Fragen testen und herausfinden, mit welchen Begrifflichkeiten sie Schwierigkeiten haben. Die identifizierten Probleme haben wir im Team priorisiert und Schritt für Schritt in die Lösung eingearbeitet. 

Gemeinsam mit einer Organisation, die auf digitale Barrierefreiheit spezialisiert ist, haben wir im September 2024 zudem einen Usability-Test mit Personen mit Behinderungen durchgeführt. Hier haben wir vor allem getestet, wie unser Onlinedienst für Menschen funktioniert, die assistive Programme wie Screenreader nutzen. 

Ein weiterer Usability-Test des gesamten Eingabe- und Einreichungs­prozesses, inklusive der Anmeldung bei „Mein Justizpostfach“, fand Ende November 2024 statt. 

Durch diesen Entwicklungsansatz, der sowohl Richter:innen als auch Bürger:innen einbezieht, stellen wir sicher, dass unsere Lösung für beide Seiten gut funktioniert.

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